Notfalltouristen

Notfalltouristen – was das wohl ist? Ein anderer Ausdruck hierfür ist Gaffer. Wir möchten hier einige Denkanstöße geben, weil auch wir leidvolle Erfahrungen mit den Besserwissern und Störenfrieden an Einsatzstellen gemacht haben.

An Einer Einsatzstelle -sei es bei einem Feuer oder auch bei einem Unfall- herrschen vielfältige Gefahren. Von gesundheitsgefährdenden Gütern über Explosionsgefahren bis hin zu herunterfallenden Ziegeln ist vieles möglich. Feuerwehrleute tragen eine teure und speziell auf die Gefahren hin optimierte Einsatzkleidung. Diese hat ein Notfalltourist nicht. Leider machen sich viele der Schaulustigen keine großen Gedanken über die eigene Gefährdung.

Notfälle -und das sind die meisten Feuerwehreinsätze- sind fast immer mit Leid, Schmerz und Traurigkeit betroffener Personen verbunden. Niemand möchte in derartigen Ausnahmesituationen von fremden Menschen angegafft werden, oder? Niemand möchte, dass sich Andere an seinem Leid ergötzen! Auch hierüber machen sich die Schaulustigen sicher keine Gedanken.

Einsatzkräfte haben bei einem Einsatz in der Regel mehr zu tun, als sich um unbeteiligte Passanten zu kümmern. Leider respektieren Schaulustige oft nicht unsere Arbeit. Sie lassen uns diese nicht tun, weil wir uns gff. auch um die Sicherheit der Schaulustigen kümmern müssen. Unsere Aufgaben sind nicht  leicht. Da ist es wichtig, passive Unterstützung zu erhalten. Da sollte man doch Verständnis haben, oder? Haben Schaulustige hiermit auseinander gesetzt?

Feuerwehrleute beantworten an Einsatzstellen auch keine Fragen. Es macht daher keinen Sinn, sie über das Geschehen zu fragen. Wir sind zur Verschwiegenheit verpflichtet. Außerdem hat jeder einzelne Feuerwehrmann meistens gar keinen kompletten Überblick über die Einsatzlage. Informationen gibt es für die Presse und zeitnah auch über unsere Internetseite. Wir bieten somit jedem qualifizierte Informationen komprimiert und verständlich dargeboten. Aber bitte nicht an der Einsatzstelle. Schaulustige denken wahrscheinlich nicht daran, dass die Zeitung oder die Medien bessere Informationen geben.

Was wir Feuerwehrleute gar nicht verstehen, ist die Tatsache, dass Eltern mit Ihren Kindern zu Einsatzstellen fahren. Sie glauben nicht, dass das passiert? Wir haben Eltern mit Kindern über Feldwege fahren sehen, nur um einen schweren Verkehrsunfall zu betrachten. Wozu machen diese das?  Zum Gaffen? Ob sich diese Zeitgenossen mal überlegt haben, dass ein toter oder verletzter Mensch nicht der Anblick ist, den ein Kind verarbeiten kann? Ob sich diese verantwortungslosen Eltern mit Folgeschäden und -ängsten ihrer Kinder auseinandergesetzt haben? Schaulustige scheinen sich keine Gedanken hierüber zu machen.

Nicht selten erleben wir auch, dass Fotos gemacht werden. Aus fahrenden Autos! Dabei ist es nicht unwahrscheinlich, dass der Fotograf langsamer fährt, ggf. sogar stehen bleibt und somit weitere Unfälle provoziert.
Die Augen gehören aber auf die eigene Fahrbahn. Wer gefährdet schon seine eigene Gesundheit, nur um ein Foto zu machen? Gaffer tun dieses – sie sind sich der Gefahren wahrscheinlich gar nicht bewusst. Sollten sie aber!

Es gibt also eine Menge Argumente gegen das Gaffen.  Das heisst nicht, dass man bei einem Notfall, an dem man zu Fuss zufällig vorbei kommt, nicht kurz stehen bleibt. Aber evtl. macht sich der ein oder andere Mitbürger mehr Gedanken über die oben genannten Argumente. Sprechen Sie ruhig mit den Sensations- oder Notfalltouristen und unterstützen Sie uns so.

Gegen ehrliche Anteilnahme und ggf. sogar Hilfe hat niemand etwas. Nein, das gehört auch zur Zivilcourage und bürgerlichen Pflicht eines jeden. Das Gaffen jedoch nicht!