Für die elf Ortsfeuerwehren der Feuerwehr Goslar stellte das ausklingende Jahr eine besondere Herausforderung dar. Der Neubau eines Feuerwehrhauses in Immenrode, die Pandemie und klimatische Veränderungen wirkten sich auf das Einsatzgeschehen aus.
Viele Projekte mussten im Jahr 2020 verschoben werden. Aus dem regulären Dienstbetrieb herausgerissen, musste sich Goslars Stadtbrandmeister Christian Hellmeier mit seinen Vertretern Jürgen Koch und Frank Slotta sowie den Ortsfeuerwehren neuen Herausforderungen stellen. „Der Einsatzdienst konnte seit März uneingeschränkt aufrechterhalten werden. Für den Ausbildungsbetrieb haben sich die Ortsfeuerwehren Wege ergründet, die für die Zukunft eine Alternative bieten“ berichtet Hellmeier. Der Hahnenkleer weiß aber auch, das Zusammentreffen nach einem Einsatz oder nach dem Dienst kurz und knapp die kameradschaftlichen Veranstaltungen fehlen.
Technische Veränderungen zwingen die Feuerwehren auf dem Laufenden zu bleiben. Allein die Ausbildung für die Atemschutzgeräteträger musste eingeschränkt werden. Hellmeier freut sich aber auch, dass die Ortsfeuerwehren mit virtuellem Dienst, auch Sportdiensten, sich fit gehalten haben und dies auch weiter tun. Hier ist ein großer Dank an IT-Spezialisten in den eigenen Reihen auszusprechen, die eine Vernetzung der einzelnen Feuerwehrmitglieder über eine eigene Kommunikationsplattform ermöglicht haben. Großes Thema an sich sind Hygienemaßnahmen. Feuerwehrleute sind durch gesundheitsschädliche Rauchgase besonderen Gefahren ausgesetzt. Ein grundsätzliches Thema in den Wehren. Erste Gespräche zu Jahresbeginn wurden durch die Pandemie noch schneller umgesetzt und so stehen die Ortsfeuerwehren der Einsatzhygiene frühzeitiger positiv gegenüber.
Aber es ist alles ausgefallen bedauert Hellmeier. Seien es ein Tag der offenen Tür oder die Übergabe des neuen Feuerwehrhauses für die Ortsfeuerwehr Immenrode. Keine Einweihungsfeier für die Entscheidungsträger aus Rat und Verwaltung, baubeteiligten Firmen, Freunden und Feuerwehrmitgliedern. Nein, eine kleine Übergabe durch den Oberbürgermeister musste vorerst reichen. Die Ortsfeuerwehr Immenrode verfügt seit Mai über ein sehr moderne, den heutigen Anforderungen einer Stützpunktfeuerwehr entsprechenden Räumlichkeiten. Allein, dass die Einsatzbekleidung nicht mehr in der Fahrzeughalle „hängt“, verbessert die Situation. 2,4 Millionen Euro hat der Zweckbau gekostet. Durch den Rat der Stadt Goslar gut angelegtes Geld für die Sicherheit in unserer Stadt, ist sich der Stadtbrandmeister sicher.
Umfangreiche weitere Beschaffungen für den Bevölkerungsschutz und den Brandschutz konnten in Auftrag gegeben oder in den Dienst gestellt werden. Für die Goslarer Feuerwehr befindet sich derzeit ein neues Tanklöschfahrzeug im Bau. Die Ortsfeuerwehr Immenrode erhält ein neues Löschgruppenfahrzeug. Mannschaftstransportwagen sind für die Ortsfeuerwehren Hahnenklee-Bockswiese und Jerstedt in Auftrag gegeben. Ein Teleskoplader konnte ausgeliefert werden und dient bei Flächenlagen als universal einsatzbares Arbeitsgerät. Ein Logistikfahrzeug wird in Kürze an den Aufbauer überführt und zukünftig mit dem Teleskoplader eine Einheit bilden.
Für den Brandmeister vom Dienst der Goslarer Feuerwehr übergab Oberbürgermeister Dr. Oliver Junk Anfang Juli einen VW Tiguan als Führungsfahrzeug. Die Ortsfeuerwehr Vienenburg drehte schon mit einem neuen leistungsstärkeren Außenbordmotor für das einzige motorisierte Rettungsboot im Stadtverband zufrieden erste Runden auf dem Vienenburger See. Die Beschaffung einer Drohne mit Wärmebildkamera, Suchscheinwerfer und Lautsprecher erfordert viel Ausbildung dient aber im Einsatz der Möglichkeit der Warnung, der Personensuche und der Suche nach Brandnestern oder Waldbränden. Mit den zur Verfügung stehenden Mitteln konnten allerdings auch viele weitere erforderliche Gerätschaften erneuert oder neu beschafft werden. Dazu sagt Hellmeier:“ Stetig verändernde Aufgaben erfordern eine sich verändernde Ausstattung der Feuerwehren. Diese Vielfältigkeit macht es einerseits Interessant, erfordert aber auch viel Aufwand“.
Dieser Aufwand spiegelt sich auch in den Einsätzen wieder. Die klimatischen Veränderungen zeigen sich auch im Harz. Im Februar waren die elf Ortsfeuerwehren an mehreren Wochenenden durch Sturmtief Sabine oder Viktoria gefordert. Diese Flächenlagen konnten durch die den heutigen Standards angepasste ausgestattete Feuerwehreinsatzzentrale und den Stabsraum der örtlichen Einsatzleitung unkompliziert koordiniert werden. Vor 25 Jahren wäre an eine solche umfangreiche Ausstattung noch nicht zu denken gewesen.
Eine eigens für den Hochwasserschutz ausgestattet Lagerhalle konnte durch den Fachzug Logistik eingerichtet werden. Mit den hauptamtlichen Feuerwehr-Gerätewarten der Stadt Goslar folgten Schulungen und Unterweisungen. Die neue Sandsackfüllmaschine wurde in Betrieb genommen, die Arbeitsabläufe erlernt. 2.500 Sandsäcke liegen auf Paletten einsatzbereit verpackt bereit.
Neben Sturm und Starkregenereignissen machen zunehmende Vegetationsbrände den Einsatzkräften zu schaffen. Christian Hellmeier sagt nicht ohne Stolz, dass mehrere Führungskräfte der Ortsfeuerwehren einem Länderübergreifenden Arbeitskreis zur Waldbrandbekämpfung im Harz angehören. Reagiert hat der Erste Hauptbrandmeister in dem er erste Waldbrandtragkörbe für eine bessere Abarbeitung von Vegetationsbränden abseits der Waldwege beschaffen lies.
Ein außergewöhnliches Jahr 2020 neigt sich dem Ende. Für das große Engagement und Disziplin in einer bisher unbekannten Situation dankt Christian Hellmeier „seinen“ Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmännern. Sie haben es erneut geschafft in zahlreichen Einsätzen Menschen retten zu können, Hilfe zu geben und diszipliniert die Feuerwehren einsatzbereit zu halten. Dem Rat der Stadt Goslar mit seinen Fraktionen und der Verwaltung ist für das Vertrauen und die Bereitstellung von Haushaltsmitteln zu danken. Aber auch den vielen Förderern und Spendern spricht Hellmeier seinen Dank aus. Durch sie werden Möglichkeiten geschaffen, die bei der Jugendarbeit in den Jugendfeuerwehren oder der Kinderfeuerwehr wertvoll sind. Ein Jugendaustausch mit der Jugendfeuerwehr der Partnerstadt Arcachon musste in diesem Jahr verschoben werden. Es bleibt aber eine wertvolle Begegnung in den kommenden Jahren. Mit der Unterstützung der Volksbank Nordharz eG konnten seit dem Hochwasser 2017 Regenjacken für über 500 Einsatzkräfte als zusätzliche Bekleidung beschafft werden. Auch dies keine selbstverständliche Spende.
Für 2021 wünschen sich Hellmeier und seine Vertreter eine weitere gute Zusammenarbeit mit all den Akteuren, die für die Sicherheit in Goslar verantwortlich sind. Zum Wohle der Einwohnerinne und Einwohner der Kaiserstadt mit seinen Ortsteilen.
vj-29.12.2020