Eine funktionierende Funkverbindung ist für die Einsatzkräfte der Feuerwehren wichtig. Nach der Umstellung vom analogen Funkbetrieb auf ein digitales Netzwerk konnten die Goslarer Feuerwehren seit 2014 Erfahrungen sammeln. Wie gehen unsere europäischen Nachbarn mit der Funktechnik um? Wie sind die Erfahrungen? Wir können sicherlich voneinander lernen. Dabei hilft ein von der Europäischen Union gefördertes Programm – Exchange of Experts.
Mit den Goslarer Feuerwehren tauschen sich Führungskräfte aus Arcachon (Frankreich), Aveiro (Portugal) und Beroun (Tschechien) über das Thema Digitalfunk im europäischen Vergleich aus. In mehreren Berichten wird in den kommenden Tagen an dieser Stelle ein Überblick gegeben.
Tag 1 – Besuch Regionalleitstelle Hannover und Autorisierte Stelle Digitalfunk Niedersachsen
Eine der größten Leitstellen für Feuerwehreinsätze und den Rettungsdienst befindet sich in der Landeshauptstadt Hannover. An 14 Funkarbeitsplätzen versehen über 80 Mitarbeiter ihren Dienst. Neben der Zuständigkeit für 21 Städte und Gemeidnen in der Region Hannover wird auch die Koordinierungsstelle für Intensivtransporte in Niedersachen und Bremen betreut. Umfangreich schilderte Thomas Wittrich von der Berufsfeuerwehr Hannover die Aufgaben der Regionalleitstelle. 143.000 Notfälle, 51.000 Krankentransporte, 12.500 Brandeinsätze und Hilfeleistungen der Feuerwehr sowie 6.100 Intensivverlegungen stehen jährlich in der Abarbeitung an.
Daneben nimmt die Regionalleitstelle viele weitere Aufgaben wahr. Im kommenden Jahr ist mit der Fertigstellung der neuen und größeren Regionalleitstelle zu rechnen. Dann beginnt auch in der Landeshauptstadt und der Region das digitale Zeitalter für den Funkbetrieb.
Auf welche Historie die Feuerwehr Hannover zurückblicken kann zeigt das Feuerwehrmuseum. Auf dem Gelände der Feuerwache 10 kann die Geschichte des abwehrenden Brandschutzes erlebt werden. Mit Museumsleiter Albrecht Reimer und Alfred Falkenberg erhielten die Besucher einen Einblick in die Feuerwehrgeschichte seit 1880. Großes erstaunen brachte die Erkenntnis, dass in Hannover der erste elektrisch betriebene Löschzug der Welt im Einsatz war.
Von der Vergangenheit in die Gegenwart und Zukunft. Bei der Autorisierten Stelle Digitalfunk Niedersachsen erwartete die Delegation ein Überblick über die Aufgaben und Möglichkeiten. Beheimatet auf dem Gelände der Zentralen Polizeidirektion Niedersachsen arbeiten rund 90 Mitarbeiter am digitalen Netzbetrieb für Feuerwehr, Polizei, Katastrophenschutzeinheiten und Hilfsorganisationen. 59.000 Nutzer, davon ca. 36.000 der Feuerwehr sind mit Digitalfunkgeräten in Fahrzeugen oder mit Handgeräten ausgestattet.
ASDN-Mitarbeiter Edwin King stellte die Besonderheiten des Landkreis Goslar dar. Durch die topographischen Gegebenheiten sind mehr Basisstationen als in der Heide erforderlich. Auch der Länderübergreifende Funkbetrieb nach Sachsen-Anhalt und Thüringen erläuterte King den Teilnehmern der Exchange of Experts. Als Vergleich ist an der Grenze zu Holland und Belgien durch Schnittstellen eine Kommunikation Länderübergreifend zur nachbarlichen Hilfe gegeben.
Anhand des Besuchs des Präsidenten der Vereinigten Staaten, Barack Obama, im April 2016 konnten die Teilnehmer einen Eindruck über den personellen Aufwand zur Sicherstellung und Aufrechterhaltung des digitalen Funkbetriebes für zahlreiche Einsatzkräfte allein der Polizei gewinnen. Aus dem Leitstand in Hannover ist zu vermeiden, dass eine Überlastung des Netzbetriebs erfolgt. Techniker und Ingenieure sind gefragt. Allein Starkrege kann die Qualität des digitalen Funkbetriebes einschränken. Hier sind rechtzeitig Maßnahmen rund um die Uhr vorauszuplanen.
Vorausplanend ist auch ein Einsatz von zehn mobilen Basisstationen. Bei zeitweiser Verbesserung der Ausleuchtung von Großschadenlagen oder Großveranstaltungen können Fahrzeuge mit Anhänger oder Abrollcontainer Niedersachsenweit zum Einsatz gebracht werden. Für Tage oder Wochen ist die Verwendung möglich.
Neue Erkenntnisse sammelten die Teilnehmer des Expertenaustauschs. Die Möglichkeiten der Betreuung des digitalen Funknetzes und auch die Menschen hinter den Kulissen des Digitalfunks in Niedersachsen kenne zu lernen waren Interessant.