Ein Hilferuf über Facebook lies Stadtbrandmeister Christian Hellmeier und Goslars Ortsbrandmeister Udo Löprich dieser Tage nicht los. Kinobetreiberin Jill Wildmann bat in ihrem Aufruf doch Kinogutscheine zu kaufen um nach der kompletten Schließung des Goslarer Theaters und des Cineplex-Kinos in der Baßgeige sprichwörtlich unter die Arme zu greifen.
Derzeit steht die Existenz vieler Goslarer Unternehmen ob Einzelhandel, Gastronomie und Dienstleister auf Messers Schneide. Vielleicht kann man durch kleine Aktionen wie den Kauf von Gutscheinen etwas bewirken und ein Teil Goslars retten. Etwas außergewöhnlich ist nun der Schritt der Goslarer Feuerwehrführung als solidarischen Akt.
Im vergangenen Jahr öffnete die Cineplex-Betreiberin Jill Wildmann die Tür zum Kinosaal für die Einsatzkräfte der elf Goslarer Ortsfeuerwehren. Unter der Prämisse „Wir wollen den ehrenamtlichen Brandschützern unseren Dank und unsere Unterstützung zu Teil werden lassen“, lud Jill Wildmann zum Filmnachmittag ein. Ihre Zusage auch den Jugendlichen der acht Jugendfeuerwehren kürzlich einen schönen Kinonachmittag zu ermöglichen, machte jetzt die Pandemie zu Nichte. Die Kinos mussten schließen.
Jetzt steht alles still. Wir wissen nicht, wie es weitergehen wird. Sinnbildlich brennt es und wir hoffen nicht, dass sich daraus eine Katastrophe entwickelt, schreibt Wildmann auf ihrer Facebookseite. „Ich bin gerührt, geradezu ergriffen und zugleich zögerlich diese Hilfe anzunehmen. Ehrenamt sollte von uns Bürgern und Unternehmern unterstützt werden und jetzt unterstützen sie uns? Ein komisches Gefühl, trotzdem will ich diese einmalige helfende Hand nicht abweisen, es ist ein starkes Zeichen, dass es nur zusammen geht“ sagt die taffe Frau.
„Wir möchten auch einmal etwas zurückgeben. Als Dank für die Unterstützung die uns zu Teil wird“, sagt Stadtbrandmeister Christian Hellmeier. Weiter sagt er, dass die elf Ortsfeuerwehren einen hohen Stellenwert genießen und jetzt auch einmal wieder etwas zurückgegeben werden kann. In dieser Zeit ist die Solidarität aller gefordert. Jeder kann helfen und einen Lichtblick für die Goslarer Geschäftswelt geben. Neben der Feuerwehr beteiligte sich Hellmeier mit seiner Firma und die Firma Schmidt´s Team an der Aktion.
Goslars Ortsbrandmeister Udo Löprich hat schon einige Ideen für die Gutscheine. „Es gibt in den Feuerwehren viele die sich über den normalen Feuerwehrbetrieb einsetzen. Hier kann mit einem Gutschein, einer kleinen Geste des Danks, auch Anerkennung innerhalb der eigenen Reihen zurückgegeben werden“, so der 43-Jährige. Christian Hellmeier sieht auch gleich noch einen weiteren guten Effekt. Für die Siegermannschaft unseres Stadtfeuerwehr-Wettbewerbs stehen so vielleicht auch schon eine Siegprämie neben dem Pokal, dem Löscheimer, zur Verfügung, so Hellmeier.
Viele stehen gerade zu Recht im Fokus und geben in Krankenhäusern, in Pflegeheimen, in Lebensmittelmärkten oder als Einkaufshilfe ihr Bestes. Der wichtigste Beitrag für die Gesellschaft. Für den Stadtverband der elf Goslarer Feuerwehren ist es wichtig bei aller Anerkennung und Unterstützung, in brenzligen Zeiten auch einmal in anderer Mission helfen zu können.
Dass die Goslarer Wehr zum Glück derzeit ein sehr niedriges Einsatzaufkommen zu verzeichnen hat, macht es den Verantwortlichen leichter. Auf der anderen Seite der Medaille steht allerdings der Ausbildungsbetrieb. Außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Ideen.
Kürzlich veranstalteten die Brandschützer der Kaiserstadt einen virtuellen Dienst. Per Video-Stream unterrichtete Zugführer Ullrich Kohl die Mitglieder zum ursprünglich angesetzten Thema Einsatzstellen Hygiene und Hygienemaßnahmen. Kohl berichtet hierzu, dass der gemachte Versuch auf ein sehr positives Echo gestoßen ist und die technischen Voraussetzungen ohne Probleme zum Erfolg beigetragen haben. „Wir haben uns zu helfen gewusst und die Einsatzkräfte auf dem Laufenden gehalten“, so Kohl. Auch Ortsbrandmeister Udo Löprich zeigt sich begeistert: „Wir beschreiten neue Wege und haben so einen Weg gefunden, in Zeiten der Pandemie uns dennoch weiter zu bilden“. Weitere Themen für virtuelle Ausbildungsdienste sind in Vorbereitung.
Wenngleich die Situation außergewöhnlich ist, so hofft die Goslarer Feuerwehr schnell wieder zu einem geregelten Feuerwehrdienst zurück zu kehren. „Wir merken jetzt, dass uns der Austausch, die persönlichen Kontakte untereinander und die Kameradschaft fehlen. Nach den Einsätzen gehen wir sofort auseinander. Kurze Gespräche mehr ist nicht drin. Aber wir sind motiviert unseren Beitrag für unsere Stadt und ihre Einwohner*innen zu leisten“, schließt Löprich.
Auch die Ortsfeuerwehren werden sich bis auf weiteres außerhalb von Einsätzen nicht zusammenfinden. Somit ist festzustellen, dass alle elf Ortsfeuerwehren ohne Einschränkungen voll Einsatzbereit sind und bleiben.