Schneemengen von 60 cm und Schneeverwehungen sorgen für Großeinsatz, Nahezu 600 Einsatzkräfte tagelang gefordert. Eine besondere Einsatzlage in einer Pandemie. Der Einsatz dauerte vom 07. bis 14. Februar.
Mit langanhaltendem Schneefall von fast 40 Stunden sorgten Tief „Tristan“ und Hoch „Giesela“ seit Sonntag, 07. Februar für einen arbeitsreichen Dauereinsatz für die Goslarer Feuerwehren. Die Warnungen des Deutschen Wetterdienstes veranlassten die Wehrführung um Ortsbrandmeister Udo Löprich vorsorglich eine Wachbereitschaft im Goslarer Feuerwehrhaus einzuberufen.
Mit zunehmender Schneehöhe war der Weg zum Feuerwehrhaus beschwerlich. Es galt Zeit zu verkürzen, um bei einem Einsatz schnell Hilfe leisten zu können. Der Umfang des Einsatzgeschehens war allerdings nicht vorhersehbar. Mit einsetzendem Berufsverkehr am Montagmorgen erhöhte sich auch die Einsatzzahl. Erste Lieferfahrzeuge versperrten Straßen und kamen nicht von der Stelle. Schnelle Hilfe war gefragt als ein Rettungswagen in Ohlhof im Schnee stecken blieb. Der Patient konnte schonend in einer Schleifkorbtrage am Haken des neubeschafften Teleskopladers aus einer Seitenstraße gerettet werden. Mit dem Rettungswagen folgte der Transport ins Krankenhaus.
Mit zunehmender Einsatzlage und weiterem Schneefall versetzte Stadtbrandmeister Christian Hellmeier die Örtliche Einsatzleitung in den Betrieb. Zusätzliche Wachbereitschaften in den Feuerwehrhäusern Oker und Vienenburg wurden eingerichtet, Ortsfeuerwehren zur Unterstützung angefordert. Im ganzen Stadtgebiet mussten Gefahrenstellen erkundet werden. Tagelang galt es im Stadtgebiet Sattelzüge und andere Fahrzeuge zu bergen. Mehrfach unterstütze die Feuerwehr den Rettungsdienst bei sicheren Patiententransporten mit dem Teleskoplader. In zwei Fällen mussten aufgrund der Schneelast zwei Gebäude evakuiert werden. Verkehrsbehinderungen lösten die Feuerwehren im Bedarfsfall auf. Auch Bäume wurden beseitigt oder kontrolliert.
Eine schwarze Katze retteten der Brandmeister vom Dienst und eine couragierte Passantin vor den kalten Fluten der Abzucht. Für die Begleitung der THW-Räumgruppen setzten wir Scouts ein. Insgesamt absolvierten die Einsatzkräfte weit über 200 Einsätze, die in der Feuerwehreinsatzzentrale im Goslarer Feuerwehrhaus disponiert, koordiniert und dokumentiert wurden. Unzählige Telefonate wurden geführt.
Neben dem Stab der Feuerwehr richtet sich auch ein Krisenstab der Stadtverwaltung im Feuerwehrhaus ein. Auch hier unterstützten die Brandschützer. Begleitend waren auch hier Führungskräfte aus den Ortsfeuerwehren für die Stabsarbeit eingesetzt. Die elf Ortsfeuerwehren waren alle intensiv in den Gesamteinsatz eingebunden.
Aus dem nördlichen Bundesgebiet konnten mehrere Ortsverbände des Technischen Hilfswerks nach Goslar zur Unterstützung angefordert werden. Nordlichter aus Bremerhaven und Bremen trotzten den Schneemassen mit ihren Radladern, Teleskopladern und LKW der Räumgruppen. Eingesetzt wurden auch Helfer aus Bad Hersfeld, Braunschweig, Elze, Homburg-Efze, Northeim, Ronnenberg und Wolfsburg. Die Koordination steuerte Fachberater Holger Zietz vom THW Ortsverband Goslar. In der Unterkunft in der Alten Heerstraße waren die Einsatzkräfte auch eigenständig untergebracht und bestens versorgt.
Die Bereitschaft des DRK Goslar begleitete die Goslarer Feuerwehr mit einem Rettungswagen und Fachpersonal bei den Einsätzen. Gemeinsam arbeiteten alle Ehrenamtlichen die an sie gestellten Aufgaben ab. Mit wenigen Mitteln wurde sich gegenseitig geholfen. Gegenseitig konnten wir uns aber über die Dauer der Zeit auch besser kennen und schätzen lernen. Im Rahmen eines Einsatzes versorgten die Sanitätskräfte einen verletzten Mann und transportierten ihn abschließend auch ins Krankenhaus.
Eine Herausforderung stellte die eigene Gesundheit dar. Täglich erfolgte zu Schichtbeginn ein Corona-Schnelltest. Rettungsdienstmitarbeiter und Feuerwehrmann Olaf Laue sowie ärztliches Personal des Rettungsdienstes brachten so Sicherheit für die Einsatzkräfte. Über 500 Tests wurden durchgeführt. Keine Selbstverständlichkeit. Stadtbrandmeister Hellmeier und Ortsbrandmeister Löprich sprechen den Kreiswirtschaftsbetrieben mit der Abteilung Rettungsdienst einen großen Dank aus.
Am Sonntag (14. Februar) konnte Stadtbrandmeister Christian Hellmeier die Maßnahmen wieder zurücknehmen. Die Aufhebung der Wachbereitschaft galt für den späten Nachmittag. Bis in die Abendstunden dauerten noch die Reinigungsarbeiten im Goslarer Feuerwehrhaus an. Während der einwöchigen Dauerbereitschaft unterstützte die Goslarer Wehr die Brandbekämpfung in Oker bei einem Laubenbrand. Drei Einsätze durch geplatzte Wasserleitungen sowie eine Ölspur mussten neben dem zusätzlichen Einsatzaufkommen abgearbeitet werden.
Fazit: Die gemachten Erfahrungen aus der Hochwasserlage 2017 und die verbesserte technische Ausstattung der Feuerwehreinsatzzentrale und des Stabsraumes haben einen großen Erfolg in der Dauerbesetzung gezeigt. Bewährt hat sich der neu beschaffte Teleskoplader. Wenngleich er für Hochwasserlagen beschafft wurde, so hat sich erneut gezeigt, dass das Einsatzspektrum weitaus größer ist. Bewährt hat sich auch die Versorgung aus der eigenen Küche. Die versierte Küchenmannschaft hat wieder einmal ihr Können gezeigt und rund 1.200 Essen unter Beachtung der Pandemiebedingungen „kredenzt“.
Die außergewöhnliche Lage hat die gute Zusammenarbeit und Unterstützung der Ortsfeuerwehren bestätigt. Auch die Zusammenarbeit mit dem Technischen Hilfswerk und dem Deutschen Roten Kreuz verlief bestens. Für die Zusammenarbeit auf Augenhöhe möchten wir uns bei allen Akteuren bedanken. Das Engagement des THW und gerade auch die gemeinsamen Einsätze mit dem DRK haben uns weiter zusammenwachsen lassen. Mit den Mitarbeitern der Stadt Goslar konnte die Einsatzlage unkompliziert abgearbeitet werden. Die Unterstützung durch die Kreiswirtschaftsbeitriebe und der Feuerwehrtechnische Zentrale haben einen wichtigen Beitrag geleistet. Über ein Lächeln, ein „Danke“ von vielen Einwohnerinnen und Einwohnern und auch die Botschaft mit einer Platte Kuchen haben wir uns sehr gefreut.
Eingesetzte Kräfte:
- Feuerwehren Goslar, Hahndorf, Hahnenklee-Bockswiese, Immenrode, Jerstedt, Lengde, Lochtum, Oker, Vienenburg, Weddingen und Wiedelah
- Deutsches Rotes Kreuz Bereitschaft Goslar
- Technisches Hilfswerk Ortsverbände Bad Hersfeld, Bremen-Mitte, Bremerhaven, Braunschweig, Elze, Homburg-Efze, Northeim, Ronnenberg und Wolfsburg
- Stadt Goslar Fachdienste Sicherheit und Ordnung, Tiefbau, Betriebshof und Stabsstelle
- Firmen mit Radladern und Transportfahrzeugen
- die Goslarer Bevölkerung, die sich im Stadtgebiet vielfach mit Schneeschiebern zupackend um Nachbarschaftshilfe bemühte