Die Wasserstände der Abzucht und Radau sind stabil. Die präventiven Maßnahmen der letzten Tage waren erfolgreich. Die Lage an der Oker wird weiterhin intensiv beobachtet. Dieses Zwischenfazit ist gezogen: Der Wasserpegel der Abzucht ist stabil und sinkt sogar – auch der Wasserstand der Radau in Vienenburg stagniert. In Oker bleibt die Lage jedoch angespannt, für die Einsatzkräfte aktuell aber kontrollierbar „Die Bevölkerung ist geschützt, Personen sind nicht zu Schaden gekommen“, beurteilt Goslars Stadtbrandmeister Christian Hellmeier die Situation für das Stadtgebiet und lobt die insgesamt gute Zusammenarbeit. Allen Beteiligten spricht er für die „ganz hervorragende Arbeit“ seinen Dank aus. Im Krisenstab, der am Heiligen Abend zum Einsatz kam, arbeiteten die freiwilligen Feuerwehren, der städtische Betriebshof, Eurawasser, das Technische Hilfswerk (THW), die Untere Wasserbehörde (UWB) der Stadt Goslar, die Stadt und der Landkreis Goslar, aber auch die Harzwasserwerke (HWW) Hand in Hand zusammen.
In den letzten drei Tagen wurden für den Hochwasserschutz über 15.000 Sandsäcke verbaut und circa 1.000 Meter mobile Schutzdämme ausgebracht. Auch Goslars Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner beteiligte sich intensiv an der Arbeit in der Örtlichen Einsatzleitung. Neben ihr arbeiteten Kolleginnen und Kollegen der Stadt Goslar intensiv zur Bewältigung der Schadenlage mit. Schwerdtner bedankte sich im Beisein von Landrat Dr. Alexander Saipa und Kreisbrandmeister Uwe Fricke, die an mehreren Lagebesprechungen teilnahmen: „Die Entscheidungen zum Hochwasserschutz, die getroffen wurden, waren genau die richtigen.“ Hunderte Kameradinnen und Kameraden waren trotz der Weihnachtstage unermüdlich im Einsatz. Auch der Betriebshof der Stadt Goslar hat mit 40 Leuten unterstützt. Dirk Sielaff, Leiter des Fachdienstes Umwelt- und Gewässerschutz der Stadt Goslar, hatte die Wasserstände ebenfalls stetig im Blick. „Das Messdaten-Management-System zur Kontrolle der Wasserstände hat als Künstliche Intelligenz (KI) gut funktioniert. Mit diesen Daten hatten wir eine fundierte Grundlage für unsere Entscheidungen, die am Ende zum Erfolg führten.“ Die Wetterlage wird weiterhin kontrolliert. „Wir haben aber derzeit alles im Griff und sind gewappnet“, betont Hellmeier mit Blick auf die nächsten Tage.
Sowohl die Sandsäcke als auch die mobilen Schutzdämme bleiben zunächst liegen. Hierzu bitten die Verantwortlichen die Bevölkerung um Achtsamkeit und Verständnis, dass die getroffenen Schutzmaßnahmen insgesamt dem Schutz der Bevölkerung dienen und strategisch gut überlegt sind. Deshalb dürfen weder Sandsäcke entfernt, noch die Schutzdämme bewegt oder betreten werden. Auch die Absperrungen sind zu beachten.
Das Einsatzaufkommen neben den Maßnahmen an Abzucht, Ecker, Oker und Radau hielt sich vergleichsweise in Grenzen. Dennoch mussten die Einsatzkräfte im Stadtgebiet Keller auspumpen oder auch Straßen versperrende Bäume beseitigen. Im Goslarer Feuerwehrhaus stand eine Wachbereitschaft für das Einsatzgeschehen in Bereitschaft. Hauptaugenmerk der Örtlichen Einsatzleitung war jederzeit die Entwicklung zu beobachten und früh Maßnahmen zur Prävention zu treffen. So galt es Sandsäcke zu füllen, an neuralgische Punkte zu verbringen und gemeinsam mit dem Betriebshof der Stadt Goslar zum Schutz der Allgemeinheit aufzubauen. Alle elf Ortsfeuerwehren waren im Einsatzgeschehen eingebunden.
Erstmals kam auch der mobile Schutzdeich an mehreren Stellen im Stadtgebiet zum Einsatz. Eine wesentliche Beschaffungsmaßnahme aus dem Hochwasserkonzept aus dem Jahr 2017. Der Schutzdeich wird in den kommenden Tagen noch bestehen bleiben. Hintergrund die Ausuferungen der Oker weiter zurückhalten zu können sofern die Oker weiter über die Ufer treten sollte.
Zur Einordnung der aktuellen Niederschlagsmenge: Seit dem 20. Dezember bis zum zweiten Weihnachtsfeiertag ist so viel Niederschlag im Wintertal gemessen worden, wie beim Hochwasser 2017 innerhalb von 50 Stunden. „Der Hochwasserschutz ist seither vielfältig ausgebaut worden und die Verantwortlichen sowie die Einsatzkräfte waren immer einen Schritt voraus“, zeigt sich die Einsatzleitung sehr zufrieden. Auch für das leibliche Wohl der Mannschaft war an diesen besonderen Tagen gesorgt.
Hierzu hat vielerorts die Bevölkerung einen dankenswerten großen Beitrag geleistet. Dennoch ist es bedauerlicherweise vereinzelt auch zu angespannten Situationen gekommen: Unter anderem wurde Feuerwehrmännern Gewalt angedroht, um bereits anderweitig verplante Sandsäcke zu erhalten, oder auch Sandsäcke von ausgelegten Schutzwällen für den Eigenbedarf entwendet. „Über diese Vorfälle müssen wir in der Nacharbeit dringend sprechen“, kommentiert Christian Hellmeier die nicht zu tolerierende Situation. Ein weiterer wichtiger Hinweis: Zum weiteren Schutz der Bevölkerung sind überflutete Bereiche dringend zu meiden.